Ein Bildschirm vor dem Kopf ermöglicht den Blick auf die Welt

Schreiben sie sich in der grössten Schule der Welt ein: dem Internet

Meine Arbeit bringt es mit sich, dass ich einen grossen Teil meiner Zeit vor irgendwelchen Bildschirmen verbringe. Texte schreiben sich am Computer schneller und einfacher, das Internet ist ein grosser Informationspool und die sozialen Medien wichtige Kommunikationskanäle. So sitze ich also am Bürotisch vor dem PC, auf dem Balkon am Laptop und zwischendurch recherchiere ich auf dem Sofa ein bisschen mit dem iPad im World Wide Web herum. Zum Zeitvertreib (sie dürfen das ruhig Prokrastination nennen), guck’ ich immer mal wieder auf mein Smartphone, in der Hoffnung etwas Spannendes aufzuschnappen. Ich will ganz ehrlich mit ihnen sein: Ich bin süchtig!

Weniger nach meinem Handy, Tablet oder Computer, auch nicht nach Facebook-Status-Updates und WhatsApp-Nachrichten – ich kann gut ohne die Geräte und Anwendungen auskommen und gönne mir das oft ganz bewusst. Auch wenn Ihnen das jetzt nach dem Lesen des ersten Absatzes gänzlich unvorstellbar vorkommen mag. Es sind Informationen, Meinungen und Wissen, nach denen ich süchtig bin. Das Internet öffnet mir Tore zu Welten, die mir sonst verborgen blieben. Dazu zählen auch Weltanschauungen, denen ich unter normalen Umständen und im analogen Alltag aus dem Weg gegangen wäre. Nun werden mir diese auf meinen Bildschirm gespült. Das ist nicht immer gleich erquickend, aber lehrreich.

«Ob Stabreim, afrikanisches Trommeln oder Programmiersprache: Irgendwo auf dieser Welt gibt es einen Menschen, der dazu ein brauchbares Lern-Video, einen Blogbeitrag oder einen Podcast veröffentlicht hat.»

Neben der Vielzahl an Meinungen und Informationen, fasziniert mich vor allem, wie einfach es ist via Internet etwas Neues zu erlernen. Ob das nun das Verfassen von Stabreimen, afrikanisches Trommeln oder eine Programmiersprache ist: Irgendwo auf dieser Welt gibt es bestimmt einen Menschen, der dazu ein brauchbares Lern-Video, einen Blogbeitrag oder einen Podcast veröffentlicht hat. Auf der Online-Plattform «Udemy» etwa finden sich über 65’000 Lernvideos und Kurse. In der App «Blinkist» hören oder lesen sie, je nach Vorliebe, Zusammenfassungen von Sachbüchern. So stellen sie schnell fest, ob sie ein Buch oder ein bestimmtes Thema interessiert.

Dank «Youtube»-Videos habe ich mir das Stricken wieder beigebracht. Da es sogar Video-Anleitungen für Linkshänder gibt, blieb mir der Frust, der mich ich im «Handsch» in der Schule so oft plagte, erspart. Ich hielt die Strickarbeit von Anfang an richtig in der Hand und plötzlich ging alles ganz leicht. Ganz nebenbei kann ich mich nun mit meiner strickbegeisterten Familie über Muster, Fallmaschen und Bambus-Rundnadeln unterhalten.

Natürlich wird keiner nach einem Online-Kurs zum Thema «Fliegen» einen Airbus A380 alleine steuern. Auch wird man durchs Sprachen lernen mit der App «Duolingo» nicht zum Muttersprachler. Dazu muss man sich vom Bildschirm losreissen und sich mit Menschen unterhalten. Aber um den Einstieg in ein Thema zu finden oder seine Interessen zu ergründen, ist E-Learning eine spannende Sache. Alles, was es dazu braucht, ist ein Bildschirm, die richtigen Suchbegriffe, etwas Zeit und den Willen, sich auf Neues einzulassen.

Dieser Text erschien als Kolumne im Bödeli Info, Weber Verlag,  Ausgabe April 2018. Ein spezieller Dank geht an die Ex-tinklas & Dave Hertig – ohne ihren Content Production Day, hätte ich den Text wohl erst zwei Stunden vor Abgabetermin unter Zittern & Schweissausbrüchen geschrieben. Wenn ihr mal konzentriert einen Tag lang an Texten (sei es privat oder geschäftlich) arbeiten wollt, kann ich euch den Content Production Day wärmstens weiterempfehlen. Schaut doch mal bei Dave rein, wann die nächsten Anlässe stattfinden.

Irene Thali –  –  schrieb am 15. April 2018 –  –  in läse & schribe

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