Advent, Advent und alles rennt…

Von Ritualen und Feiertagsstress im Dezember

Ich mag den Winter nicht besonders. Könnte ich drei Monate ersatzlos streichen, es wären November, Januar und Februar. Sollten Sie in einem dieser drei Monate Geburtstag feiern: Bitte entschuldigen Sie. Ich finde klirrende Kälte, tonnenweise Schnee und den vor allem in unseren Breitengraden daraus resultierenden «Pflotsch» nicht sexy. Sie merken es: Winter? Nicht so mein Ding. Es gibt da eine Ausnahme: Der Dezember! Im Dezember stört mich die Kälte nicht, ich freue mich wie ein kleines Kind über die am Himmel tanzenden Schneeflocken und auch die dunklen, kalten Winterabende setzen mir weniger zu. Es gibt so viel zu erledigen und zu erleben. Die Magie des Dezembers liegt für mich im nahenden Jahresende und dem folgenden Neubeginn; denn bevor man sich ins neue Jahr stürzt, möchte man noch kurz geradebiegen, was man während den vergangenen elf Monaten sträflich vernachlässigt hat.

Dazu gehört das gemütliche Beisammensein am «Altjahrshöck» oder ein Essen mit Freunden, für das unter dem Jahr die Zeit fehlte. Ein Spaziergang über den Adventsmarkt, bei dem man in Rekordgeschwindigkeit ganz viele – meist unnütze – Kleinigkeiten für Heim, Haus und vernachlässigte Kollegen zusammenkauft. Man kann den Advent aber auch in der Küche verbringen, aufwändige Menüs zusammenkochen und dröflzig verschiedene Guetzli-Sorten backen. Auch wenn wir in unserem Haushalt keine Weihnachten mehr feiern, holen mich gewisse Festtraditionen immer wieder ein. Ich versuche es jährlich mit einem Adventskranz, weil ich gerne bastle und dekoriere. Dieser fristet dann bis März ein tristes Dasein, weil die Kerzen noch nicht alle abgebrannt sind oder ich es vergesse, ihn wegzuräumen. Der Guetzli-Vorrat – besonders Spitzbuben und Brunsli – bleibt bis im Januar erhalten. Denn die Lust auf die süssen Kleinigkeiten verschwindet oft beim Backen. Nach dem vierten Blech könnte ich mich für meine tolle Idee, noch ein paar Guetzli für Freunde und Verwandte zu backen, ohrfeigen. Auch der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt verliert nach der dritten Tasse seinen Reiz.

Die Magie des Dezembers liegt im nahenden Jahresende und dem folgenden Neubeginn; denn bevor man sich ins neue Jahr stürzt, möchte man noch kurz geradebiegen, was man während den vergangenen elf Monaten sträflich vernachlässigt hat.

Ich ertappe mich jährlich dabei, möglichst viele Traditionen und Anlässe in den Dezember zu packen. Mit dem Resultat, dass ich abgehetzt zwischen Weihnachtsessen, Altjahrshöck, Backstube und Adventsmarkt hin- und herrenne und mich schlussendlich kaum an den Dingen, die ich so herbeigesehnt habe, erfreuen kann. So langsam beginne ich, den Dezember in meine Liste der ungeliebten Wintermonate aufzunehmen. Damit es nicht soweit kommt, mache ich dieses Jahr alles anders: Am 16. Dezember verschwinden wir in die Ferien. Guetzli, Weihnachtsmärkte und Altjahrshöck finden dieses Jahr ohne mich statt. Der Adventskranz bleibt im Schrank, nur die Weihnachtsdeko hängt an der Tür – weil sie das schon seit Weihnachten 2016 tut. Einzig eine Tradition haben wir beibehalten: Unser «Weihnachts-Chili con Carne». Dieses ist bereits vorgekocht und tiefgekühlt, so dass wir es nach unserer Rückkehr nur aufwärmen und dann ganz entspannt geniessen können. Wenn Sie diese Tradition gerne adaptieren möchten, finden Sie das Rezept dazu unter hirnflimmern.ch/chili. Ich wünsche Ihnen entspannte Feiertage!

Dieser Text erschien als Kolumne im Bödeli Info, Weber Verlag,  Ausgabe Dezember 2018.

Irene Thali –  –  schrieb am 03. Dezember 2018 –  –  in läse & schribe

© Irene Thali | Interlaken | Realisation: fremdefeder.ch